Diagnostik und Therapie

Schamgefühl und Angst lassen häufig viel Zeit vergehen, bis die Patientin/der Patient die ihr/ihm zustehende Hilfe sucht. Dabei sind häufig einfache und meist schmerzfreie ambulante Behandlungen möglich, um rasch Linderung zu erreichen. Aber auch Erkrankungen, welche eine aufwändigere Behandlung oder Diagnostik erforderlich machen, sind durch die optimale Infrastruktur der Praxis mit enger Vernetzung zu stationären Strukturen, guter Kooperation mit mitbehandelnden fachärztlichen Kolleginnen und Kollegen und nicht zuletzt enger Zusammenarbeit mit den Hausärztinnen und Hausärzten umfassend abgedeckt.

Das Behandlungsangebot der Praxis für Koloproktologie und Beckenbodenerkrankungen umfasst ein breites Spektrum an akuten und chronischen Erkrankungen. Es enthält sowohl die konservative als auch die operative Therapie aller proktologischen Krankheitsbilder sowie die endoskopische Abklärung von Darmbeschwerden einschließlich der Krebsvorsorge. Die Abklärung und Beratung bezüglich bestimmter Lebensführungen und Ernährungsgewohnheiten sind ebenfalls Inhalt der ärztlichen Behandlung.

 

Akne inversa oder auch Pyodermia fistulans

Die Beschwerden äußern sich in immer wieder auftretenden Schwellungen und schmerzhaft eitriger Knotenbildung, welche sich je nach Dauer und Schwere der Entzündung auch zu sich derb anfühlenden Fistelgängen unter der Haut erweitern können. Dabei ist die Ausbildung von ausgedehnten 'Fuchsbausystemen' möglich. Regelmäßiger Nikotinkonsum beeinflusst der Verlauf negativ.

Akne inversa stellt eine Entzündung der Talgdrüsen und äußeren Wurzelscheide der Haarfollikel dar. Betroffen sind meist die Achselhöhlen, Perianal- und Perigenitalregion sowie die Leistengegend. Durch eine Verhornungsstörung der Talgdrüse kommt es zu einer Verlegung des Ausführungskanals. Die Haarwurzeln und die Talgdrüsen füllen sich immer mehr mit Hornmaterial an. Immer wieder kommt es zu einer Infektion durch Bakterien.

Eine grundsätzliche Behandlung der Krankheitsursache ist nicht möglich. Auf Grund der Symptomatik und der letztendlich nicht geklärten Ursache bleibt die Operation, also die vollständige Entfernung der von Akne inversa befallenen Hautbereiche die Behandlungsmethode der Wahl.

Analabszess

Hierbei handelt es sich um einen echten Notfall. Die Symptome sind in der Regel sehr plötzlich auftretende und rasch an Intensität zunehmende Schmerzen, meist in Verbindung mit einer Schwellung am After. Tritt zusätzlich Fieber auf, muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden, um eine drohende Blutvergiftung zu verhindern. Ursächlich ist eine Entzündung im Analbereich, die zu der Eiterbildung führt.

Die Behandlung besteht in der Eröffnung des Abszesses, um den Eiter abfließen zu lassen. Dies sollte, wenn möglich, in Narkose erfolgen. Dabei kann zeitgleich die Ursache der Entzündung geklärt werden und gegebenenfalls mit behandelt. Unter Umständen ist eine kurzzeitige stationäre Behandlung erforderlich.

Sollten Sie den Verdacht haben, an einem Abszess erkrankt zu sein, so sollten Sie nach Möglichkeit vor dem Aufsuchen des Arztes/Ärztin nichts mehr essen und trinken, bis geklärt werden konnte, ob Sie eine Narkose zur Behandlung erhalten müssen.

Anale Blutung

Die ‚anale Blutung‘ geht von einzelnen Blutspuren am Papier bis zum Abgang von frischem oder älterem Blut mit dem Stuhlgang oder auch unabhängig vom Stuhlgang. Jeder anale Blutabgang sollte konsequent abgeklärt werden. Dennoch besteht extrem selten eine akute Gefährdung für den Patienten oder es entwickelt sich bei sehr häufiger Blutung über einen längeren Zeitraum ein Eisenmangel.

Abgeklärt wird zunächst immer der Enddarm und Afterkanal. Häufigste Ursache sind Hämorrhoiden oder Analfissuren. Seltener findet sich eine akute Entzündung des Enddarmes. Bei sehr kräftiger Blutung, die sich nicht eindeutig im Enddarm oder Afterkanal findet, muss eine sofortige stationäre Abklärung mittels Magen- und Darmspiegelung erfolgen. Immer wichtig im Notfall ist die genaue Angabe über regelmäßig oder akut eingenommene Medikamente, insbesondere die Einnahme von Blutverdünnern wie z.B. Herz ASS.

Kann die Blutungsursache durch Rekto – und Proktoskopie nicht eindeutig geklärt werden muss zum Ausschluss einer höher im Darm gelegenen Blutungsquelle eine vollständige Darmspiegelung erfolgen. Selbstverständlich schließt sich die Behandlung der Blutungsursache an.

Anale Warzenbildung oder Condylomata acuminata

Hierbei handelt es sich um einen Virusinfekt durch unterschiedliche Humane Papilloma Viren (HPV). Der Zeitpunkt der Infektion ist meist nicht mehr zu bestimmen und kann bereits Jahre zurück liegen. Die Viren befinden sich in den obersten Hautzellschichten. Die kleinen Wärzchen treten sowohl um den After, im Afterkanal, aber auch im Genitalbereich auf. Finden sich an einer Stelle diese Wärzchen, müssen die übrigen typischen Befallsregionen durch einen weiteren entsprechenden Facharzt abgeklärt werden. Die Wärzchen sind hoch ansteckend, so dass bei der Diagnose von Condylomen bis zur Behandlung kein (ungeschützter) Verkehr mehr erfolgen sollte und der Partner/die Partnerin immer mit untersucht werden sollte.

Außerhalb des Afterkanals liegende Condylome können durch Auftragen von Salben oder entsprechender Lösungen behandelt werden. Im Afterkanal ist immer eine chirurgische Entfernung erforderlich. Dies kann im Rahmen einer ambulanten Operation durchgeführt werden. Hier kommen unterschiedliche Verfahren zur Anwendung. Ziel ist immer die punktuelle Zerstörung der oberflächlichsten Hautschicht um die Viren zu töten, ohne eine störende Narbenbildung zu erhalten. Anale Wärzchen haben eine hohe Rezidivneigung, so dass zunächst ganz regelmäßige lokale Kontrollen erforderlich sind, bis eine vollständige Abheilung sicher gestellt ist.

Analekzem

Die Symptome sind Jucken, Brennen, Nässen und Wundsein um den After, teilweise auch mit Blutspuren durch Kratzverletzungen. Die Auslöser sind unterschiedliche Erkrankungsbilder und müssen durch eine differenzierte proktologische Diagnostik geklärt und behandelt werden, um eine langfristige Heilung zu erreichen.
Grundsätzlich müssen intensive Reinigungsmaßnahmen wie z.B. die Anwendung von Feuchttüchern ect. unterbleiben. Schonende Pflege mit Ausduschen, Trockenföhnen der Analregion und ein Hautschutz mit einer zinkhaltigen Salbe sind in der Regel Grundbestandteil jeder Behandlung. Teilweise muss eine Umstellung der Ernährung, eine Regulation der Stuhlentleerung und das Meiden von Allergenen erfolgen. Kurzzeitig kann eine Cortisonbehandlung oder Behandlung eines zusätzlichen Hautpilzes erforderlich werden.
Die Behandlung erfordert Zeit und Konsequenz im Umsetzten der Pflegeempfehlung durch den Patienten sowie die definitive Behandlung der Grunderkrankung soweit möglich. Hier ist teilweise auch das Hinzuziehen von weiteren fachärztlichen Kollegen z.B. der Dermatologie erforderlich.

Abgeklärt wird zunächst immer der Enddarm und Afterkanal. Häufigste Ursache sind Hämorrhoiden oder Analfissuren. Seltener findet sich eine akute Entzündung des Enddarmes. Bei sehr kräftiger Blutung, die sich nicht eindeutig im Enddarm oder Afterkanal findet, muss eine sofortige stationäre Abklärung mittels Magen- und Darmspiegelung erfolgen. Immer wichtig im Notfall ist die genaue Angabe über regelmäßig oder akut eingenommene Medikamente, insbesondere die Einnahme von Blutverdünnern wie z.B. Herz ASS.

Kann die Blutungsursache durch Rekto – und Proktoskopie nicht eindeutig geklärt werden muss zum Ausschluss einer höher im Darm gelegenen Blutungsquelle eine vollständige Darmspiegelung erfolgen. Selbstverständlich schließt sich die Behandlung der Blutungsursache an.

Analfissur

Hierbei handelt es sich um einen Einriss der Afterhaut. Dieser kann bei hartem Stuhl, aber auch bei Durchfall auftreten und ist nicht selten ein Problem nach einer Entbindung. Fissuren treten auch ohne eindeutig nachvollziehbare Ursache auf. Sie können vor allem beim Stuhlgang sehr schmerzhaft sein und diese Schmerzen können über viele Stunden anhalten. Häufig wird frisches Blut bei Stuhlgang bemerkt.
Die Behandlung der akuten Fissur umfasst die Stuhlregulation, Schmerztherapie und das vorsichtige Durchbrechen der schmerzhaften Verkrampfung der Afterschließmuskulatur. Dazu können unterschiedliche Salben verwendet werden und ein Analdehner. Bei frühzeitiger konsequenter Behandlung heilt ein Afterriss binnen 4-6 Wochen ab.
Eine sogenannte chronische Fissur entsteht, wenn dieser Riss immer wieder kurzzeitig abheilt und neu einreißt. Dabei bildet sich immer mehr Narbe am Wundrand aus und häufig finden sich zipflige Hautveränderungen an den beiden Wundenden. Ist der Wundrand tief genug, entstehen Taschen in denen es auch zu einem eitrigen Sekretverhalt kommen kann. Je ausgeprägter diese Veränderungen sind, desto unwahrscheinlicher ist eine vollständige Abheilung. Dann muss gegebenenfalls das gesamte narbige Gewebe in einer ambulanten Operation sparsam entfernt werden.
Blutungsursache an.

Analfistel

Bei einer Fistel handelt es sich um einen unnatürlichen Verbindungsgang zwischen Enddarm oder Afterkanal und der Haut neben dem After. Die Fistel kann in unterschiedlicher Tiefe durch die Schließmuskulatur verlaufen. Sie kann aus einem Abszess, einem chronischen Afterriss, aber auch als Folge einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung entstehen. Typische Symptome sind nicht abheilende, nässende Wunden neben dem After, aber auch immer wieder auftretende schmerzhafte Schwellungen, welche dann aufplatzen und eitriges Sekret absondern.
Fisteln schließen sich nicht von selbst. In der Regel ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Das genaue Vorgehen muss vom Verlauf der Fistel durch die Schließmuskulatur abhängig gemacht werden. Es reicht von der einfachen ambulanten Fistelspaltung bis zum aufwändigen operativen plastischen Verschluß, eventuell Rekonstruktion der Schließmuskulatur oder Einbringen eines Fistelplugs. Um den Eingriff korrekt zu planen, geht diesem eine sorgfältige Abklärung über den genauen Verlauf der Fistel, die Funktionsfähigkeit der Schließmuskulatur, Entzündungsfreiheit der Umgebung ect voraus. Der chirurgische Eingriff sollte durch einen mit den unterschiedlichen Verfahrenen vertrauten chirurgisch proktologisch tätigen Arzt/Ärztin durchgeführt werden.

Analkarzinom

Die Beschwerden sind sehr unspezifisch und reichen von Juckreiz, Knotenbildung und Blutung bis zur völligen Beschwerdefreiheit als Zufallsbefund. Letztendlich handelt es sich um eine spezielle Form des Hautkrebses und muss von der Krebserkrankung des Enddarmes unterschieden werden. Das Analkarzinom ist mit einer Häufigkeit von 1% der Krebserkrankungen im Magen-Darm-Bereich eher selten, tritt aber in den letzten Jahren zunehmend häufiger auf. Risikopatienten sind immunsupprimierte Patienten (nach Transplantation, HIV ect) und Patienten, bei denen eine Infektion mit bestimmten sogenannten Humanen Papilloma Viren bekannt ist. Bei diesen Grunderkrankungen ist eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung diesbezüglich unbedingt anzuraten.
Die Aufgabe des Proktologen ist zunächst das Erkennen dieser bösartigen Erkrankung, Sicherung der Diagnose durch eine kleine Probeentnahme und das Planen der weiter erforderlichen Abklärung. Eine chirurgische Entfernung ist nur in Ausnahmefällen sinnvoll, da sonst die Gefahr der Schädigung der Schließmuskulatur besteht. Nach Abschluss der Diagnostik erfolgt in aller Regel die gut standardisierte Behandlung in Kombination einer Bestrahlungsbehandlung und Chemotherapie. Die Erfolgsaussichten der Behandlung sind abhängig vom Erkrankungsstadium recht gut.

Analmariske

Hierbei handelt es sich um neu gebildete Hautläppchen um den After. Sie stören häufig beim Reinigen, werden wund, schwellen immer wieder an und bluten gelegentlich. Von einigen Patienten werden sie auch ausschließlich als kosmetisches Problem empfunden. Sie haben keinen echten Krankheitswert, können aber sehr störend sein.
In der Regel können sie ambulant in örtlicher Betäubung entfernt werden. Die Wundheilung dauert ca 2-3 Wochen, je nach individueller beruflicher Tätigkeit kann eine kurzzeitige Krankschreibung von etwa einer Woche erfolgen.
Die kleinen Wunden werden ausgeduscht und mit einer Salbe versorgt. Die Afterregion ist schmerzempfindlich, häufig sind einige Tage Schmerzzäpfchen oder Tropfen erforderlich.

Analvenenthrombose

Hierbei handelt es sich um einen relativen proktologischen Notfall, denn Analvenenthrombosen sind nicht gefährlich, können aber höchst schmerzhaft sein. Symptome sind die akut aufgetretene teilweise auch sehr schmerzhafte Schwellung unmittelbar am After. Als Ursache kommen starkes Pressen, intensive körperliche Belastung, Radfahren, aber auch Durchfall in Frage. Analvenenthrombosen sind kein seltenes Problem während der Schwangerschaft und unter der Entbindung. In vielen Fällen lässt sich keine eindeutige Ursache finden. Sie entstehen durch das Platzen kleiner Blutgefäße mit nachfolgender Einblutung unter die Analhaut. Bindegewebige Unterteilungen am Afterrand machen eine flächige Ausbreitung unmöglich, so dass sich ein kleiner Blutklumpen am Analrand unter der Haut bildet. Es besteht keinerlei Zusammenhang zu einer Thrombose der Venen in den Beinen oder Krampfadern.
Bei Schmerzen ist es sinnvoll, durch Eröffnung der Schwellung in örtlicher Betäubung das Blutgerinselchen zu entfernen. Zurück bleibt eine kleine Wunde, die über ca 2 Wochen abheilt und in der Regel deutlich geringere Beschwerden macht. Kurzzeitig kann eine Schmerzbehandlung mit Zäpfchen oder Tropfen sowie eine lokale Salbenbehandlung erforderlich sein. Je nach beruflicher Tätigkeit ist eine kurzzeitige Krankschreibung erforderlich.
Es gibt Analvenenthrombosen welche bis auf eine Schwellung keinerlei Probleme verursachen. Grundsätzlich ist immer ein konservatives Vorgehen mit Schmerzbehandlung und abschwellenden Maßnahmen möglich, eine Analvenenthrombose wird langsam vollständig wieder abgebaut. Zurückbleiben kann ein störendes Hautfältchen. In seltenen Fällen kommt es zu einer zweiten Einblutung mit erneuter Schwellung oder zum spontanen Aufplatzen mit Ausbildung einer Schmierblutung. Auch nach zunächst konservativem Vorgehen kann zu jeder Zeit bei Bedarf noch eine Exzision in Lokalanästhesie erfolgen.

Beckenbodensenkung

Betroffen von anatomischen Veränderungen im Bereich des Beckenbodens sind meist Frauen, aber auch Männer können eine relevante und belastende Beckenbodenschwäche ausbilden. Die Symptome variieren stark. Sie reichen von verschiedenen Formen des Kontrollverlust für Urin über ein Druckgefühl im Beckenboden bis zu Stuhlentleerungsstörungen oder zunehmenden Verlust der Stuhlkontrolle. Typischerweise wechselt das Ausmaß der Symptome zu Beginn stark. Für die Patientin selbst feststellbare anatomische Veränderungen sind eine Vorwölbung der Scheidenhinterwand und, in einem fortgeschrittenen Stadium auch beim Mann, das Heraustreten des Mastdarms.
Die Beschwerden resultieren aus dem Nachgeben der Haltestrukturen der inneren Organe des Beckenbodens und dem Nachlassen des muskulären Beckenbodens. Die anatomischen Besonderheiten des weiblichen Beckenbodens und die zusätzliche Belastung durch Schwangerschaften und Entbindung erklären das gehäufte Vorkommen dieser Problematik bei Frauen. Offensichtlich spielt aber auch eine spezielle Veranlagung eine nicht unerhebliche Rolle. Bei der Beurteilung der vorliegenden Veränderungen wird der Beckenboden in ein vorderes (Harnblase), mittleres (Scheide und Gebärmutter) und hinteres (Mastdarm) Kompartiment unterteilt, welche in unterschiedlichem Ausmaß, meist aber kombiniert, betroffen sein können. Bei Männern ist, entsprechend ihrer Anatomie, nur das hintere Kompartiment betroffen.
Vor jeder Therapie steht eine sorgfältige Analyse des vorliegenden Erkrankungsausmaßes. Dies beginnt mit einer ausführlichen Anamnese ergänzt durch die klinische Untersuchung des Beckenbodens. In der Regel bedarf es darüber hinaus weiterer fachärztliche Untersuchungen. Erst nach Zusammenschau aller Befunde sollte das weitere Therapiekonzept festgelegt werden. Dabei reicht das Behandlungsspektrum von einer unterstützenden Stuhlregulation oder Entleerungshilfe über Beckenbodengymnastik bis zu operativen urogynäkologischen und/oder viszerachirurgischen Operationsverfahren mit dem Ziel der Rekonstruktion der anatomischen Strukturen.
Gerade in diesem Bereich ist eine fundierte Kenntnis der besonderen anatomischen Struktur und Funktion der Beckenbodenorgane einschließlich der im Rahmen der modernen Medizin sich ständig weiter entwickelnden mannigfaltigen Therapieoptionen von erheblicher Bedeutung. Gefordert ist hier ein interdisziplinäres Vorgehen sowohl bei der Diagnostik als auch bei der Entscheidung des therapeutischen Vorgehens in enger Zusammenarbeit mit den Hausärzten, Gynäkologen und in diesem Bereich erfahrenen Chirurgen.

Hämorrhoidalleiden

Im Gegensatz zur der weit verbreiteten Meinung sind Hämorrhoiden keine Krankheit und bei jedem Menschen vorhanden. Sie entsprechen einem Schwellpolster, welches aus einem Geflecht aus kleinsten Blutgefäßen besteht und den Mastdarm zum After hin ringförmig abdichtet. Ihr Schwellungszustand kann wechseln je nach dem, was wir essen, entsprechend unserer Stuhlgewohnheiten und natürlich auch je nach Veranlagung. Vergrößern sie sich dauerhaft oder treten sie tiefer in den Afterkanal hinein, können sie die allgemein bekannten Beschwerden wie Jucken, Brennen und Nässen auslösen, weil sie die Dichtigkeit des Afters beeinträchtigen. Sie sind häufig verantwortlich für eine erschwerte Analhygiene. Ein typisches Symptom des Hämorrhoidalleidens ist die schmerzfreie Blutung. Die empfindlichen Gefäßpolster werden bei der Stuhlpassage leicht verletzt auch unabhängig von der eigentlichen Größe. Da die Hämorrhoidenpolster oberhalb des sehr empfindlichen Afterkanals liegen, lösen diese kleinen Verletzungen keine Schmerzen aus im Gegensatz zu Blutungen aus Einrissen der Haut im Afterkanal selbst (s.a. Analfissur). Mit der Zeit können sie sich immer wieder bei der Stuhlentleerung herausdrücken oder sogar dauerhaft vor den After treten. Schmerzen verursachen sie in der Regel erst, wenn sie regelmäßig herausgepresst werden oder vor dem After ‚einklemmen‘ (s.a. Hämorrhoidalvorfall).
Die Behandlung der Hämorrhoiden hängt von Ihrer Größe, aber auch von der Lage im Afterkanal ab und natürlich von dem Ausmaß der dadurch verursachten Beschwerden. Auch Begleiterkrankungen, die z.B. eine permanente Blutverdünnung erforderlich machen, spielen hierbei eine Rolle. Sie reicht von der einfachen Verödung, bei der eine Lösung direkt in die Polster gespritzt wird, welche zu einer Schrumpfung der Hämorrhoiden führt, über das schmerzfreie Abbinden größerer Polster mit einer sogenannten Gummiringligatur bis zur ambulanten oder stationären operativen Entfernung.

Welche Behandlung im Einzelfall sinnvoll oder erforderlich ist, wird nach einem ausführlichen Vorgespräch, der genauen Untersuchung durch eine Spiegelung des Enddarmes und der Afters und einem nachfolgenden gemeinsamen Gespräch mit dem Patienten festgelegt.

Schmerzhafter Hämorrhoidenvorfall oder auch Anal- und Hämorrhoidalprolaps

Hierbei handelt es sich um das Heraustreten eines einzelnen, mehrerer aber auch aller Hämorrhoidalpolster aus dem After mit nachfolgender sehr schmerzhafter Schwellung, so dass sie sich über längere Zeit nicht wieder in den After zurückverlagern lassen. Hauptsymptom sind die oft sehr starken Schmerzen und die Schwellung. Viele Patienten beklagen im Vorfeld bereits Hämorrhoidenbeschwerden, dieses Problem kann aber auch aus völliger Beschwerdefreiheit heraus auftreten. Auslöser sind meist starkes Pressen oder Durchfall. Wegen der starken Schmerzen handelt es sich um einen proktologischen Notfall der sofort gesehen und behandelt gehört.
Die Behandlung besteht zunächst aus schmerzlindernden und abschwellenden Maßnahmen sowie, falls erforderlich, der Stuhlregulation. Eine eingehende Untersuchung ist im Akutfall wegen der Schmerzen nicht möglich und auch nicht erforderlich. Chirurgische Maßnahmen verbieten sich, da sie weder eine Schmerzlinderung erreichen lassen, noch eine definitive Behandlung des Problems erlauben. Mit einem Rückgang der Beschwerden ist mit Hilfe von schmerzlindernden und vor allem abschwellenden Maßnahmen innerhalb der nächsten Tage zu rechen. Eine kurzzeitige Krankmeldung kann erforderlich sein. Nach dem Abschwellen der Hämorrhoidalpolster sollte sich eine gründliche proktologische Untersuchung anschließen um durch eine adäquate Behandlung einen Wiederholungsfall unbedingt zu vermeiden.

Obstipation und Entleerungsstörung

Etwa 20% der Bewohner Deutschlands leiden zumindest zeitweise unter Obstipation, darunter etwa 75% Frauen. Für Patientinnen/Patienten bedeutsam ist hierbei die sogenannte chronische Obstipation. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von krankhaften Veränderungen des Darmes, anatomischen Veränderungen des Beckenbodens, mangelnder Flüssigkeitszufuhr oder Bewegung, Stoffwechselstörungen zu Störungen des Elektrolythaushaltes und vieles mehr.

Je nach Ursache kann man die chronische Verstopfung in unterschiedliche Gruppen unterteilen, welche aber auch durchaus überlappen können:
• Störungen der Darmbeweglichkeit oder Stuhlpassage
• Stoffwechselstörungen/Medikamentenwirkung
• Störungen der Entleerung des Mastdarmes
• Lebensgewohnheiten, Belastungssituation
• Sogenannte ‚Idiopathische Obstipation‘, bei der keine organische Ursache festgestellt werden kann, sie gehört in das Spektrum der Reizdarmerkrankungen

Durch intensive Befragung des/der Betroffenen lässt sich meist bereits eine grobe Richtung der möglichen Ursachen eruieren, welche dann Punkt für Punkt, häufig in Zusammenarbeit mit Hausärzten und weiteren fachärztlichen Kollegen abgeklärt werden muss. Neben die sorgfältige Analyse der Ernährungs- und Trinkgewohnheiten und sonstiger Alltagsgegebenheiten einschließlich der Belastungssituation des Patienten/Patientin gehört die genaue Erhebung der Medikamenteneinnahme und bekannter Begleiterkrankungen. Wichtig ist auch eine genaue Untersuchung des Beckenbodens als mögliche Ursache einer Entleerungsstörung so wie die vollständige Darmspiegelung zum Ausschluss eines Passagehindernisses oder sonstigen Erkrankung der Darmwand. Erst nach Ausschluss aller denkbaren organischen Ursachen darf die Diagnose eines Reizdarmes gestellt werden.
Die Abklärung und erfolgreiche Behandlung einer chronischen Obstipation und/oder Entleerungsstörung erfordert Geduld und nicht zuletzt einiges an Disziplin der Betroffenen.

Entzündung des Enddarmes und des Afters, oder Proktitis / Anitis

Hauptsymptom ist die anale Blutung, meist mit Schleimabgängen verbunden, begleitet von häufigem, heftigem, teilweise auch schmerzhaftem Stuhldrang. Die Ursachen einer Proktitis sind vielfältig. Bakterien der Darmflora können zum Beispiel nach antibiotischer Behandlung und daraus resultierender Imbalance der Bakterienzusammensetzung im Stuhl kurzfristige Entzündungen verursachen. Meist klingt diese Form der Proktitis spontan ab.
Eine weitere Ursache stellt eine der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen dar, die Colitis ulcerosa. Sie beginnt typischerweise als Proktitis. Die Diagnose muss durch eine vollständige Darmspiegelung mit entsprechenden Probeentnahmen gesichert werden und wird in der Regel medikamentös behandelt.
Weitere Ursachen einer Proktitis können sexuell übertragbare Erreger wie Clamydien und Gonokokken sein. Ursache ist meist ungeschützter Analverkehr. Die Diagnose wird durch einen Abstrich gesichert. Die Behandlung erfolgt durch Antibiotika.
Durch zunehmende therapeutische Vor- bzw. Nachbehandlung von Krebserkrankungen in der Beckenregion kommt es auch häufiger zu einer sogenannten Strahlenproktitis. Diese wird in der Regel gut durch Gabe von Mesalazin-Zäpfchen oder steroidhaltigen Suppositorien oder Rektalschaum behandelt.

Proktologische Beschwerden in der Schwangerschaft und Stillzeit

Die veränderte Hormonsituation mit der Veränderung des Gewebstonus und der Gewebedurchblutung, aber auch die mechanische Belastung des Beckenbodens durch das wachsende Kind und später die Entbindung führen nicht selten zu Problemen im Analbereich. Häufig sind die Patientinnen vorher ohne jede Beschwerden gewesen. Sind vor einer Schwangerschaft bereits Probleme bekannt (z.B. während der vorausgegangenen Schwangerschaft und Stillzeit) so sollten diese, wenn möglich, vorher behandelt werden, um erneute Probleme zu vermeiden. Durch die vermehrte Durchblutung während einer Schwangerschaft, das Weicher werden des Gewebes und den zunehmenden Druck auf den Beckenboden vergrößern sich die Hämorrhoidalpolster und werden nach unten geschoben (s.a. Hämorrhoidalleiden und Hämorrhoidenvorfall). Grundsätzlich sind alle im Handel erhältlichen Proktologika (Hämorrhoidenzäpfchen und Salben) während der Schwangerschaft und Stillzeit unbedenklich an zu wenden. Eine Behandlung durch Sklerosierung oder Abbindung verbietet sich, da die Behandlung selbst zwar keine Probleme für die Schwangerschaft darstellt, aber das Auftreten jeglicher Probleme nicht mehr konsequent behandelt werden könnte.

Nicht selten kommt es zum Auftreten von Analvenenthrombosen (s.a. Analvenenthrombose). Grundsätzlich wird man auch hier ein konservatives Vorgehen wählen, soweit vertretbar. Gelegentlich ist aber in einem solchen Fall auch die Exzision der Thrombose in örtlicher Betäubung zum rascheren Erreichen einer Schmerzlinderung sinnvoll. In der Stillzeit kann wegen der besseren Möglichkeiten der Schmerztherapie diese Entscheidung freier getroffen werden.
Ein häufiges Problem nach der Entbindung und in der Stillzeit ist das Auftreten von sehr schmerzhaften Analfissuren (s.a. Analfissur). Diese können bei der Entbindung selber entstehen, aber auch bedingt durch die veränderten Stuhlgewohnheiten typischerweise auch in der frühen Stillzeit entwickeln, in denen der Körper sich noch nicht an die neue Situation angepasst hat. Hier steht das Schmerzproblem im Vordergrund. Gemeinsam mit der Patientin muss ein Konzept gefunden werden, welches eine gute Stuhlregulation beinhaltet, häufig aber auch eine intensive Schmerzbehandlung über längere Zeit bis zum Ausheilen der Fissur. Chirurgische Maßnahmen sehr selten indiziert.

Grundsätzlich ist eine Behandlung und zumindest Linderung dieser Beschwerden gut möglich. Selbstverständlich kann auch während einer Schwangerschaft ein chirurgischer Eingriff erfolgen, dies ist aber nur in ausgesprochenen Ausnahmefällen erforderlich.

Häufig kommt es während der Schwangerschaft zur Ausbildung von Hautläppchen meist vorne am After (s.a. Analmariske). Diese bilden sich teilweise gut wieder zurück, häufig jedoch nicht vollständig. In der Regel stören sie nicht weiter. Einige Patientinnen klagen über Probleme bei der Analhygiene, Juckreiz und vermehrtes Wundsein. Für manche stellt dies auch ein rein kosmetisches Problem dar. In jeden Fall sollte die Stillzeit abgewartet werden, da so lange noch rein hormonbedingte Veränderungen bestehen. Sollten im Anschluss weiter Beschwerden bestehen, ist meist eine unproblematische Entfernung der Hautfalte in örtlicher Betäubung möglich.

Steissbeinfistel (Pilonidalsinus)

Hierbei handelt es sich um immer wiederkehrende leichte bis akute Entzündungen in der Haut über dem Steißbein, möglicherweise von der Analfalte bis zum Kreuzbein reichend. Als Ursache werden zwei Möglichkeiten diskutiert:

• Das Einspießen von Haarspitzen und eine dadurch ausgelöste Entzündung
• Eine Sonderform der Akne mit Erkrankung der Talgdrüsen der Haut (Akne inversa)
Unabhängig von der möglichen Ursache ist eine Entzündung unter der Haut entstanden, welche sich über kleine Hautporen (Sinus) nur unzureichend entleert. Dadurch entsteht ein chronisches Nässen mit Sekret und gelegentlich etwas Blut. Verstopft eine solche Pore, kann es auch zur Ausbildung eines eitrigen Abszess kommen. Durch die andauernde Entzündungsaktivität und den nicht ausreichenden Abfluss durch die Pore bilden sich unter der Haut weitere Entzündungsgänge mit weiteren Poren als ‚Überdruckventil‘. Das Ausmaß dieses teilweise fuchsbauartigen Systems ist von außen niemals ganz zu beurteilen.
Eine konservative Behandlung kann nicht zum Ausheilen dieser Erkrankung führen. Weitere Diagnostik mit eine radiologischen Darstellung des Gangsystem durch Röntgen oder eine Kernspinuntersuchung ist in aller Regel nicht erforderlich. Im Akutfall wird zunächst der Abszess geöffnet um die Entzündung zurück gehen zu lassen. Zur definitiven Behandlung notwendig ist die komplette chirurgische Freilegung des gesamten Fistelsystems. Dies kann meist ambulant durchgeführt werden.

Hierbei stehen verschiedene Techniken zur Verfügung, welche im Einzelfall mit dem betroffenen Patienten diskutiert werden müssen. Mit einer Arbeitsunfähigkeit von mindestens 14 Tagen ist zu rechnen, bei ausgedehnten Befunden kann dies aber noch deutlich länger sein.

Stuhlinkontinenz

Obwohl es sich vor allem bei älteren Menschen um ein weit verbreitetes Leiden handelt, gibt es auch viele jüngere Menschen, die von der Symptomatik betroffen sind. Die ausgesprochen Peinlichkeit, die die Betroffenen empfinden, verhindern meist viel zu lange das Aufsuchen ärztlicher Hilfe. Die Ursachen einer Stuhlinkontinenz sind in der Regel vielfältig. Meist müssen mehrere Faktoren zusammen treffen, um eine Stuhlinkontinenz auszulösen. Die Beschwerden reichen von erschwerter Hygiene nach dem Stuhlgang mit dem reichlichen Verbrauch von Toilettenpapier oder der Notwendigkeit des Waschens über verschmutzte Unterwäsche, unkontrollierter Abgang von Winden, unzureichende Zeit eine Toilette auf zu suchen bis zum vollständigen Kontrollverlust. Die sozialen Einschränkungen für den/die Betroffene einschließlich deren Umfeld sind erheblich und können bist zur totalen gesellschaftlichen Isolation führen. Um so wichtiger ist ein möglichst frühzeitiges Abklären der Ursachen, da in den aller meisten Fällen durch entsprechende Behandlung eine Besserung zu erreichen ist.

Die meist angeschuldigte Schließmuskelschwäche ist häufig nur ein geringer Faktor in der Komplexität der Stuhlinkontinenz. So müssen mannigfaltige Ursachen abgeklärt werden: Stuhlform, Entleerungsablauf, anatomische Gegebenheiten des Mastdarms, Analkanals und umgebende Hautsituation, Sensibilität des Analkanals, Beckenbodenfehlfunktionen und Senkungsprobleme, Schließmuskelverletzungen nach Entbindungen, Abszessen oder Operationen, aber auch Begleiterkrankungen und Medikamenteneinnahme.

Entsprechend vielfältig sind auch die resultierenden Behandlungsoptionen. Sie reichen- in einer noch sehr unvollständigen Aufzählung - von einer einfachen Stuhlregulation oder Behandlung eines ursächlichen Hämorrhoidalleidens über die Änderungen von Lebensgewohnheiten und gezielter Stärkung der Beckenbodenmuskulatur bis zur operativen Korrektur eines Darmvorfalls oder Einpflanzung eines künstlichen Schließmuskels.